Aufgrund der globalen Erderwärmung und der allgemeinen Umweltproblematik, ist die Frage der Müllentsorgung und des Recyclings so aktuell wie nie zuvor. Doch tatsächlich ist die adäquate Abfallbeseitigung eine jahrhundertealte Thematik. Obwohl nur wenige archäologische Überreste zu finden sind, gibt es dennoch ausreichend Nachweise, die über das Thema Müll in Städten berichten.
Müllentsorgung und Recycling in der Antike
Bekannt ist, dass in der Antike Metalle und Gläser gesammelt und wiederverwertet wurden. Im Alten Rom war Altmetallsammlung ein lukratives Geschäft. Der größte Beweis für das aktive Recycling ist die Tatsache, dass in antiken Haushalten bzw. Schmieden und Glasereien kaum Metall- und Glasrückstände gefunden werden kann. Wertvolle Materialien wurden wieder in nutzbare Gegenstände verarbeitet. Vor allem in der Spätantike gab es zahlreiche Lagerplätze für recyclebare Materialien. Weiterhin verdeutlichen archäologische Funde, dass Christen und Germanen gerne römische Statuen schmolzen und zu alltägliche Werkzeuge umwandelten.
Doch Abfallverwertung funktionierte nur mit Materialien, die unmittelbar durch einen kurzen Verarbeitungsprozess zu nützlichen Gegenständen umgewandelt werden konnten. Wertloses türmte sich in der Nähe von Siedlungsgebieten zu riesigen Abfallhaufen. Tatsächlich war Müll auch ein Zeichen von Reichtum in der Antike. Wie auch die ausschweifenden Feste sowie die imposanten Sport- und Spieleveranstaltungen, die aktiv von römischen Kaisern gefördert wurden, sollten große Müllhaufen beweisen, dass man luxuriös und verschwenderisch leben konnte. Die Botschaft an die Mitmenschen war klar: Der Preis war nicht wichtig. Man konnte so viel genießen und verschwenden, wie man wollte.
Die berühmteste römische Abfallhalde ist heute in Rom zu finden. Der „Monte Testaccio“ ist ein künstlicher Hügel aus Amphorenscherben. Händler füllten die gelieferten Waren in kleinere Behälter und zerschlugen die Tongefäße, die beim Transport genutzt wurden. Im Verlauf der Zeit entstand einer der größten Müllhalden der damaligen Zeit.
Die Pest und der Müll
Im Mittelalter wurde der Müll einfach auf die Straße entleert. Besaß man ein eigenes Grundstück, stapelte sich der Abfall in den Hinterhöfen. Der Gestank, der beim Verrottungprozess der organischen Stoffe entstand, war alltäglich in vielen mittelalterlichen Siedlungen. Die unhygienischen Verhältnisse verwandelten Städte zu wahre Brutstätte für gefährliche Viren und Bakterien. Der Pestausbruch, der vermutlich ein Drittel der europäischen Bevölkerung tötete, sorgte jedoch für ein Umdenken. Der Verdacht, dass mangelnde Hygiene Krankheiten verursachen könnte, leitete neue Hygienevorschriften in die Wege. Folglich wurde zum ersten Mal in der Geschichte Müllentsorgung eine Staatsangelegenheit. Gassenmeister wurden eingestellt, die den Abfall auf den Straßen regelmäßig entfernten. Einige Jahrhunderte später wurde schließlich die systematische Müllentsorgung eingeführt. Mülldeponien entstanden. Zudem wurde regelmäßig Restmüll unter freiem Himmel verbrannt. Schließlich wurden die ersten Müllverbrennungsanlagen gebaut. Die erste Anlage Deutschlands wurde 1896 in Hamburg gebaut.
Quelle: YouTube
Müllentsorgung und Recycling heute
Das Waldsterben in den 1970ern und 80ern sorgte erneut für ein gesellschaftliches Umdenken hinsichtlich des Umweltschutzes und dessen Verhältnis zu Müllentsorgung. Der Wald als Holzlieferant solle geschützt werden. Folglich galt Altpapier nicht mehr als wertloser Müll, sondern sollte durch das Recyceln in ein wertvolles Gut umgewandelt werden. Das Waldsterben sensibilisierte jedoch nicht nur für das Thema Papierverschwendung, sondern unterstrich allgemein die Tatsache, dass natürliche Ressourcen begrenzt waren und nur mit Bedacht gebraucht werden sollten. Weiterhin wurden Mülldeponien und -verbrennungsanlagen als uneffektiv Methoden der Müllentsorgung betrachtet. Die dringende Notwendigkeit der Mülltrennung und Wiederverwertung wurde unterstrichen. Folglich wurde der Abfall zum Sekundärrohstoff im Prozess der Warenherstellung.
Trotz des steigenden Umweltbewusstseins ist Mülltrennung und Recycling immer noch eine brisante Angelegenheit, die aktuell aufgrund der Plastikflut erneut in den Medien zu finden ist. Pro Kopf wird etwa 5,4 Kilogramm Plastikmüll produziert, die unsere Natur schädigen. Wie im Fall des Waldsterbens, ist auch diesmal eine kollektive Lösung notwendig. Und der erste Schritt ist bereits beim Einkaufen getan. Verzichtet der Verbraucher auf Produkte, die Plastikmüll produzieren, wird er dem Produzenten ein deutliches Signal in Richtung Umweltschutz geben.
Müllentsorgung, Recycling und Umweltschutz sind drei Schlagwörter, die erst im Verlauf der Geschichte ein Verhältnis zueinander entwickelt haben. Die Angewohnheit der Wiederverwertung von wertvollen Stoffen ist immer wieder im Verlauf der Geschichte zu finden. Doch systematische Müllentsorgung und Recycling ist ein relativ neues Phänomen, das erst durch das Waldsterben in den 70ern und 80ern thematisiert wurde. Die Plastikflut, die heute unsere Umwelt gefährdet, zeigt uns deutlich, das Recycling nicht vom Tisch ist.